Der Ruf des Raben
Ein Ruf nach tiefer Verbingung
Am 4. April 2016 entschied ich mich spontan, nach einem verspäteten Frühstück, um 10:30 Uhr, vom Mariazeller Zentrum über die Bürgeralpe, nachhause zu gehen.
Es war sehr warm, sogar am Gipfel hatte es etwa 25 °C.
Ich ging einfach meiner Nase nach Richtung Hollensteinhöhle. Als ich nur noch ca. 20 Meter vor der Höhle war, flog plötzlich ein riesiger Rabe aus dem Eingang der Höhle. Der Rabe flog auf einen nahen Baum direkt über mich und krähte vor sich hin.
Ich war überrascht von seiner Größe und darüber, dass er gar nicht weg flog, sondern über mir in ca. 15 Metern Höhe sitzen blieb.
Er krähte weiter und gab viele verschiedenen Laute und Rufe von sich. Ich krähte zurück und wir begannen uns mit den Rufen abzuwechseln, wie in einem Gespräch, nur dass ich die Sprache nicht verstand. Nach etwa 10 Minuten Geplaudere sprang der Rabe hoch und flog krähend einen Bogen um den großen Felsen, bei dem ich stand. Erst dachte ich, er würde weg fliegen, aber er flog den Bogen weiter, so, dass er letztendlich einen Kreis über mich flog und landete wieder auf der Fichte, die nur etwa 4 Meter vor mir stand. Er saß auf einem Ast fast ganz oben und pickte darauf herum, sodass kleine Teile davon herunter fielen. Ich fragte mich, ob Peter, mein vor kurzem in den Bergen verunglückter Cousin, in irgendeiner Form mit diesem Raben in Verbindung sein könnte. Ich überlegte und dachte, mir es wäre schön, wenn er herunter kommen würde. Ich rief im steirischen Dialekt „Kumm owa!“ was sich jedoch falsch und unangenehm anfühlte.
Während des gesamten Erlebnisses versuchte ich besonders auf mein inneres Gefühl zu hören und zu beobachten wie und wann es sich verändert.
So plauderten wir krähend weiter. Ich fragte mich wie es wohl möglich sein könnte mit einem Raben zu kommunizieren. Ich kenne verschiedene Vogelrufe wie die Alarmrufe der Amsel oder der Kohlmeise, aber von Raben wusste ich bis zu dem Zeitpunkt kaum etwas. Ich war überwältigt von den vielen verschiedenen Lauten und versuchte sie nachzumachen. Irgendwann kam mir die Idee einfach an das, was ich sagen mochte, zu denken, während ich die Rufe nachahmte. Ich stellte mir also vor, dass ich es sagen würde, ohne es jedoch auszusprechen, stattdessen machte ich die Rabenrufe nach.
Als der Rabe wieder am Ast herum pickte, kam mir in meiner Vorstellung das Bild von einem Ast mit einem Zapfen, den er herunterfallen lässt zu fangen. So krähte ich hoch und bat ihn gedanklich darum mir einen Ast herunterfallen zu lassen. Als ein kleines, ca. 5 cm großes, Ästchen herunterfiel, versuchte ich es zu fangen, konnte es aber gerade nicht erwischen.
Ich hebe das Ästchen auf und krähe mit dem Gedanken, „Ein Größeres mit Zapfen“ und dem Bild in meiner Vorstellung hoch. Ich drehte mich um und keine 10 Sekunden später fällt ein über 30cm langer Ast mit einem Zapfen herunter, ich sprang nach vor und konnte ihn fangen. Ich lachte vor Freude, ich bekam Gänsehaut und mir wurde warm, kalt und etwas schwindelig. Mit Tränen in den Augen krähte ich hoch und bedankte mich.
Ich konnte es kaum fassen, was gerade geschehen war.
Der Rabe flog wieder einen großen Kreis wie vorhin, nur dass ich ihn danach nicht mehr sah.
Nachdem ich mich kurz im Höhleneingang umschaute, ging ich um den Felsen herum und den kurzen Steig hoch bis ich über der Höhle war, dort setzte ich mich an den steilen Abgrund auf weiches Moos. Ich fragte mich, wo der Rabe sei und ob ich ihn rufen könnte. Ich krähte 2, 3 mal und wie in einem kitschig mystischen Film flog er kurz darauf in einem weiten Bogen von rechts nach links, direkt vor mir, etwa 30 Meter entfernt vorbei. Wieder dachte ich wie vorhin, dass er jetzt irgendwohin wegfliegen würde und nur zufällig vorbeiflog, aber er flog den Bogen zu 180° weiter, so, dass er diesmal von links nach rechts vor mir vorbeiflog.
Er flog ein paar Mal hin und her ließ sich von der Thermik hochdrücken, klappte seine Flügel ein, drehte sich dabei auf die Seite, und ließ sich wieder von der warmen aufsteigenden Luft hochdrücken. Danach verschwand er in Richtung Nordosten. Nach einer Weile entschied ich mich, mich auf den Heimweg zu machen.
Auf dem Forstweg gehend, der durch den Wald, rund um den Berg führt, rief ich ihn wieder mehrere Male und wieder tauchte er auf und krähte zurück. Voller Begeisterung krähte ich hoch, imaginär sagend, „Komm mit! Treffen wir uns auf der Wiese neben der Sternwarte?“
Als ich kurz danach darüber nachdachte, sagte ich zu mir selbst, „Ja ja Walter, das Erlebnis ist zwar bis jetzt ziemlich cool doch jetzt übertreibst du ein wenig".
Ich setzte meinen Weg fort und war nach ein paar Minuten wieder in meinen Gedanken und Erinnerungen an meinen Cousin, mit dem ich, auf dem selben Berg, die ersten gemeinsamen Schitouren unternahm.
Als ich so vor mich hin ging, kam ich zu einer Stelle wo der Forstweg geradeaus führte. Plötzlich sehe ich im dichten Wald den Raben fliegen. Von links kommend, flog er bis zum Forstweg, auf dem ich ging, dreht dort 90° nach rechts, flog pfeilgerade auf mich zu und drehte ca. 10 Meter vor mir wieder 90° nach rechts und verschwand, ohne einen Laut oder Ruf von sich zu geben wieder im Wald. Ich war so perplex, dass ich nicht wusste, wie ich reagieren sollte. Ich rief keine Rabenrufe zurück, sondern ging leise und tief beeindruckt weiter.
Als ich in etwa eine halbe Stunde später an der Wiese, wo sich die Sternwarte befindet, ankam hätte ich schon fast darauf vergessen, dass ich den Raben fragte zur Wiese zu kommen. Ich glaube ich hatte es verdrängt, da irgendein Teil in mir sagte, dass es lächerlich und unrealistisch sei, sich mit einem Raben zu unterhalten.
Wie auch immer, als ich über die Wiese ging, höre ich ein sich wiederholendes „Gluck-Gluck“, wobei das erste "Gluck" im Ton höher war als das zweite "Gluck". Der Ruf ähnelte dem eines Auerhahns. Jedenfalls erinnerte mich das Geräusch an den Raben und daran, dass wir uns eigentlich hier treffen sollten. Daraufhin scanne ich mit meinen Augen die Baumspitzen, in der Hoffnung ihn wiederzusehen. Nach kurzer Suche krähe ich mit dem Gedanken, „Wo bist du?“. Daraufhin höre ich Krählaute, sehe aber nur 2 Krähen, die rechts an mir vorbeiflogen. Weiter suche ich die Bäume ab, bis ich sah, wie sich während der Gluck-Rufe des Raben, etwas in einer hohen Fichte bewegte. Ich erkannte die Silhouette des Raben, krähte in seine Richtung, „Bist du das?!“ Der Rabe krähte zurück, sprang vom Ast und flog in großer Höhe in meine Richtung, dann zwei große Kreise direkt über mir, drehte ab und flog in einem weiten Bogen zurück in Richtung Höhle.
Völlig überwältigt stehe ich auf der Wiese, Gänsehaut zieht sich über meinen gesamten Körper. Mir wird wieder wechselweise kalt, warm und schwindelig. „Das ist mir jetzt zu krass..“, sage ich mir.
Was auch immer mir der Rabe sagen wollte oder was auch immer hinter dieser, für mich extrem schönen und intensiven Erfahrung steckt. Für mich war es ein weiteres klares Zeichen, dass in dem Leben, das mir bisher bekannt war, viel mehr steckt als ich je zu glauben wagte.
In Kindheitsträumen liegt viel mehr Wahrheit, als ich als Kind lernte zu glauben.
Kinder haben von Natur aus noch diese natürliche Verbindung.
Erlebnisse wie dieses vertieften meine Verbindung zur Natur, und desto tiefer ich diese Verbindung zuließ desto klarer wurden ihre Antworten auf meine Fragen.
Etwas später fand ich durch „Zufall“ den Dokumentarfilm, The Animal Communicator , welcher mir diese Fähigkeit bestätigte.